Kraniche auf Acker

Kraniche

Lange Zeit hat die Zerstörung wichtiger Lebensräume den sehr standorttreuen Kranich (Grus grus) in seinem Bestand gefährdet. Unter anderem Renaturierungsmaßnahmen haben dazu geführt, dass die Population des Kranichs in den letzen Jahren wieder deutlich angewachsen ist.

Die Diepholzer Moorniederung ist dabei als Rastgebiet fester Bestandteil auf dem Zugweg der Kraniche geworden. Die weiten Moorflächen und deren Umgebung bieten den scheuen Zugvögeln beste Bedingungen für Rast und Nahrungsaufnahme auf ihrer langen Reise.

Der Kranich kommt aber nicht nur als Rastvogel bei uns vor. Durch die Renaturierungsmaßnahmen hat sich die Habitatqualität so verbessert, dass es seit 2001 auch wieder brütende Kraniche in der Diepholzer Moorniederung gibt.

Allgemeines

Weltweit gibt es 15 Kranicharten. In Mitteleuropa kommt allerdings nur der Graue Kraniche (Grus grus), der in der Regel einfach nur Kranich genannt wird, vor. Kraniche erreichen ungefähr eine Größe von 1,30 m und eine Flügelspannweite von 2,45 m. Auffällig ist die schwarz-weiße, kontrastreiche Kopf- und Halszeichnung, die rote federlose Kopfplatte, das aschgraue Gefieder und seine Schmuckfedern, die über den Schwanz hinweg hängen. Männchen und Weibchen sind optisch kaum zu unterscheiden, in der Regel ist das Männchen etwas größer.

Die Nahrungspalette der Kraniche reicht von Mais- und Getreidekörnern über Insekten, Larven, Würmer und Schnecken, bis zu Reptilien, Amphibien und Kleinsäugern. Auch Erbsen, Bohnen, Eicheln, Kartoffeln und andere Teile von Pflanzen werden nicht verschmäht.

Kranichzug

Mit dem Frühjahrszug in die Brutgebiete und dem Herbstzug in die Überwinterungsgebiete hat sich der Kranich ganz Europa erschlossen. Zwischen Brutplatz und Überwinterungsgebiet liegen Entfernungen von über 1.000 bis zu 3.000 Kilometern. Um diese enormen Distanzen zu meistern fliegen die Kraniche oft viele hundert Kilometer pro Tag.

Der Frühjahrszug der Kraniche geht zielgerichtet ohne lange Aufenthalte voran. Im Gegensatz dazu ist der Zug im Herbst durch längere Rasten unterbrochen. Ab Ende September finden sich die einheimischen Brutpaare mit ihrem Nachwuchs und auch die „Junggesellen“ an sogenannten Sammelplätzen ein. Bald kommen auch erste durchziehende Kraniche aus nordischen und nordöstlichen Brutgebieten, die in Deutschland rasten, hinzu.

Die europäischen Graukraniche ziehen auf verschiedenen Routen in ihre Winterquartiere. Der baltische Zugweg führt Kraniche aus Finnland, dem Baltikum, Polen und Teilen Russlands über den Balkan nach Nordostafrika. Den westeuropäischen Zugweg nutzen im wesentlichen Kraniche aus Mitteleuropa und Skandinavien. Aber auch Kraniche aus den baltischen Staaten, aus Finnland und Weißrussland werden, nachgewiesen durch Ringablesungen, auf dieser Route beobachtet. Ihre Überwinterungsgebiete liegen heute in Spanien, Frankreich und nur noch selten in Nordafrika. In milden Wintern finden auch Überwinterungen in Deutschland statt.

Kranichrast in der Diepholzer Moorniederung

Um den anstrengenden Zugweg bewältigen zu können, benötigen die Vögel genügend Rast- und Ruheplätze. Diese liegen auf der Zugroute idealerweise in regelmäßigen Abständen und weisen ein ausreichendes Nahrungsangebot, gute Schlafplätze und geringe Störungen auf. Das Zentrum der Kranichrast bilden ein oder mehrere Schlafplätze. Sie befinden sich in Gewässern mit Flachwasserbereichen, in denen die Kraniche stehend schlafen. Tagsüber suchen die Tiere auf nahe gelegenen Flächen nach Nahrung.

Die Diepholzer Moorniederung erfüllt diese Habitatbedingungen und hat sich deshalb zu einem international bedeutenden Kranichrastplatz entwickelt. Das Gebiet liegt genau auf der Route zwischen den Brutgebieten vieler Kraniche in Skandinavien, der Rügen-Bock-Region, dem wohl traditionellsten Rastplatz Deutschlands und den Überwinterungsgebieten in Frankreich und Spanien. Hier rasten und überwintern die Kraniche zum Beispiel am zentralfranzösischen Lac du Der-Chantecoq, dem südfranzösischen Arjuzanx oder der spanischen Extremadura.

Der Rastplatz Diepholzer Moorniederung besteht aus den renaturierten Hochmooren, die in Abhängigkeit von den Wasserständen Schlafplätze bieten und den umliegenden Kulturlandflächen, die zur Nahrungssuche genutzt werden. Als Faktoren, die in den letzten Jahren zu einer positive Entwicklung der Kranich-Population in der Diepholzer Moorniederung beigetragen haben, sind die Qualität der wiederhergestellten Rastplätze sowie der Schutz gegen Störungen durch Besucherlenkung in der Diepholzer Moorniederung zu nennen. Denn: ausreichend Nahrung und sicher gegen Störungen – das zeichnet einen guten Kranich-Rastplatz aus.

Zur Beobachtung eignet sich besonders der Einflug der Kraniche zu den Schlafplätzen. Dieser lässt sich zum Beispiel von den Beobachtungstürmen im Rehdener Geestmoor oder Neustädter Moor gut beobachten.

Frühjahrs- und Herbstzug

Die regelmäßigen Aufzeichnungen ergaben, dass die große Zahl der Kraniche während des Herbstzuges die Diepholzer Moorniederung anfliegt. Die Rastzahlen im Frühjahr dagegen fallen weit geringer aus. Die Erklärung findet sich in einem typischen Verhalten der Zugvögel.

Frühjahrszug

Es besteht ein biologischer Druck, frühzeitig in die angestammten Brutgebiete zurückzukehren. Daher fliegen die Kraniche bei geeigneter Wetterlage (gerne Rückenwind) oft mit weniger Zwischenstopps gen Nordost zurück. Gleichzeitig wird deutlich, dass es sich beim Zugweg um einen Korridor handelt, der je nach Wind und Wetter beflogen wird.

Herbstzug

Die Kraniche haben mehr Zeit , nutzen die günstigen Nahrungsbedingungen und führen die noch unerfahrenen Jungen mit sich. Wenn die Futtersituation und das Wetter gut sind, bleiben sie gerne ein paar Tage oder Wochen an einem Rastplatz.

Kranichzählungen

An allen großen Rastplätzen entlang der Zugroute wird die Anzahl der durchziehenden Kraniche erfasst. Auf diese Weise lassen sich genaue Aussagen über den Zugverlauf und die Bedeutung der Rastplätze europaweit ableiten. Auch in der Diepholzer Moorniederung werden seit dem Jahr 2000 regelmäßige Bestandserfassungen der hier rastenden Kraniche durchgeführt. Mit der Analyse der Zählungen ist eine recht genaue zeitliche wie räumliche aber auch mengenmäßige Nutzung der Rastflächen innerhalb der Diepholzer Moorniederung möglich.

Kranichberingung

Um mehr über die Zugbewegung, Überlebensraten und Ansiedlungen von Kraniche zu erfahren, werden europaweit Kraniche mit Farbringen markiert. Durch diese lassen sich die Kraniche eindeutig identifizieren. So kann man die Lebenswege der Vögel nachverfolgen. Beobachtungen beringter Kraniche können bei der Website www.icora.de gemeldet werden.

Brut

Das Brutgebiet des Grauen Kranichs reicht von Deutschland und den Niederlanden über Skandinavien, das Baltikum, Polen, die Ukraine, Belarus und Russland bis nach Asien.

Kraniche brüten besonders gern in Sumpfwäldern sowie in verlandenden Seen und Teichen. Als Bodenbrüter bauen Kraniche zum eigenen Schutz und zur Sicherheit gegen Nesträuber wie Füchsen, Wildschweinen aber auch Rabenvögel, ihr Nest gerne in Feuchtgebieten. Vorgezogen werden daher trockene Erhebungen oder seichtes Wasser in sumpfigem Gelände wo die Kraniche ihren bis zu einem Meter durchmessenden Nesthügel aus altem Pflanzenmaterial aufschichten.

In der Diepholzer Moorniederung brüten seit 2001 wieder Kraniche. Mit zum Teil offenen Wasserflächen und einer Deckung bietenden Restverbuschung finden die Kraniche attraktive Brutmöglichkeiten in den wiedervernässten Mooren. Genutzt werden dabei oft Schwingraseninseln, nackte Torfflächen mit Bentgras oder Leegmoorflächen von ehemaligem Feuchtgrünland mit Binsenhorsten in Wasserflächen.

Als Faktoren, die in den letzten Jahren zu einer positiven Entwicklung der Population in der Diepholzer Moorniederung beigetragen haben, sind die Qualität der wiederhergestellten Brutbiotope und der Schutz gegen Störungen des Brutgeschäftes durch Besucherlenkung zu nennen. Auch konnte durch extensive Grünlandbewirtschaftung in den Moorrandbereichen ein vielfältiges Nahrungsangebot für den Kranich geschaffen werden.

Typisch für das Brutgeschäft des Kranichs ist die Balz, die von Sprüngen, Flügelschlagen und lauten Duettrufen begleitet wird.

In der Brutzeit ist der Kranich besonders scheu. Die Weibchen in der Diepholzer Moorniederung beginnen ab dem 10. März mit der Eiablage in ein Nest von ca. 1 m Durchmesser und ca. 20 cm Höhe. Im Abstand von ein bis drei Tagen legt es in der Regel zwei Eier. Beide Partner bebrüten diese abwechselnd etwa 29 bis 31 Tage.

Die Jungen schlüpfen meist in kurzem Abstand. Als Nestflüchter folgen Sie den Eltern bereits im Alter von einem Tag zur Nahrungssuche. Die erwachsenen Kraniche füttern die Küken in ihren ersten Lebenswochen mit besonders eiweißhaltiger Nahrung wie Insekten, Larven, Würmer und Schnecken. Die Eltern setzen dies fort bis die Küken selbständig nach Futter suchen können.

Meistens übernimmt ein Elternteil jeweils ein Küken in seine Obhut. Sie führen die Küken zu geeigneten Nahrungsflächen und bieten ihnen hier entsprechende Nahrung an. Durch die energiereiche Nahrung wachsen die Küken schnell heran und sind nach etwa zehn Wochen flügge. Schon im Juli/August folgen sie den Eltern zu entfernteren Nahrungsplätzen. Auf bereits abgeernteten Getreidefeldern oder Grünlandflächen suchen sie dann gemeinsam als Familie nach Ernterückständen oder Insekten.

Aktuelle Rastzahlen

Herbst 2024

DatumSchlafplatzRastende Kraniche
16.11. – 18.11.ges. Rastbestand33.193
02.11. – 04.11.ges. Rastbestand40.759
26.10. -28.10.ges. Rastbestand59.084
19.10. – 21.10. ges. Rastbestand60.351
12.10. – 14.10.ges. Rastbestand30.944
05.10. – 07.10.ges. Rastbestand29.619
14.09. – 16.09.ges. Rastbestand2.529

Frühjahr 2024

DatumSchlafplatzRastende Kraniche
13.01.-
15.01.
ges. Rastbestand3.379

Herbst 2023

DatumSchlafplatzRastende Kraniche
13.01.-
15.01.
ges. Rastbestand3,379
16.12. – 18.12.ges. Rastbestand7.216
11.11.-
13.11.
ges. Rastbestand68.410
04.11. – 06.11.ges. Rastbestand51.312
28.10. – 30.10.ges. Rastbestand
35.713
21.10. – 23.10.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
33.908
2.348
608
14.10. – 16.10.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
17.118
1.067
1.140
07.10. – 09.10.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
12.153
1.073
981
30.09. – 02.10.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
4.787
572
181
16.09. –
18.09.

ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
2.245
460
90

Frühjahr 2023

DatumSchlafplatzRastende Kraniche
17.01. – 19.01.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
1.431
0
82
04.03. – 06.03.

ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
5.402
115
428

Herbst 2022

DatumSchlafplatzRastende Kraniche
17.12. – 19.12.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
3.321
97
54
12.11. – 14.11.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
24.656
2.469
683
30.10. – 02.11.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
52.164
6.473
3.403
22.10. – 24.10.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
81.416
12.328
3.269
15.10. – 17.10.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
22.651
3.979
1.899
09.10. – 10.10.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
17.653
3.111
1.653
02.10. – 04.10.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
11.755
2.512
2.503
17.09. – 19.09.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
2.114
434
223

Frühjahr 2022

DatumSchlafplatzRastende Kraniche
15.01. – 17.01.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
4.368
41
61

Herbst 2021

DatumSchlafplatzRastende Kraniche
11.12. – 13.12.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
17.466
723
460
13.11. – 15.11.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
42.731
5.494
1.513
30.10. – 02.11.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
71.437
6.101
5.350
23.10. – 26.10.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
56.714
6.361
3.035
16.10. – 18.10.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
40.332
2.529
2.907
09.10. – 11.10.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
27.452
2.004
3.426
02.10. – 04.10.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
12.759
1.154
1.420
12.09. – 13.09.ges. Rastbestand1.500

Frühjahr 2021

DatumSchlafplatzRastende Kraniche
17.01. – 18.01.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
10.896
1640
121

Herbst 2020

DatumSchlafplatzRastende Kraniche
13.12. – 14.12.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
16.173
3.444
358
15.11. – 16.11.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
28.824
4.014
1.337
01.11. – 02.11.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
49.620
9.500
1.903
25.10. – 26.10.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
55.527
12.610
2.629
18.10. – 19.10.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
51.553
8.630
3.869
11.10. – 12.10.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
12.685
1.644
928
04.10. – 05.10.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
14.104
2.455
1.072
13.09. – 14.09.ges. Rastbestand
Neustädter Moor
Rehdener Geestmoor
960
329
133

Flyermappe

Zum Kranich und dem Rastplatz Diepholzer Moorniederung mit seinen einzelnen Mooren haben wir für Sie interessante und wissenswerte Informationen in einer Flyermappe zusammen gestellt, die Sie sich hier herunterladen können.

Der Kranichwagen des BUND Diepholzer Moorniederung mit Beobachtungsmöglichkeit und Informationsmaterial steht im Moment an der Stöher Straße. https://maps.app.goo.gl/SRq4BjTMVaVd58RV6

Melden Sie Ihre Kranichbeobachtung

Beringungsprojekte leben von Ihrer Mithilfe und vozu gemachten Beobachtungen. Nennen Sie Informationen, z.B. zur Truppgröße, Ort, Datum, Nahrungsflächenart und Verhalten. Kranichschutz Deutschland, die auch das Kranich-Informaionszentrum in Groß Mohrdorf betreiben, führen schon seit Anfang 2009 die eine Datenbank zur Erfassung von Kranichbeobachtungen. Auf der Website www.icora.de können Sie in einem Online-Formular Ihre Daten eingeben.

Mehr zum Kranich

Weitere Informationen rund um den Kranich finden Sie auf der Website von Kranichschutz Deutschland.
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