Kraniche auf Acker

Kraniche

Über lange Jahre hin hat die Zerstörung wichtiger Lebensräume den sehr standorttreuen Grauen Kranich (Grus grus) in seinem Bestand gefährdet. Erfolgreiche Renaturierungsmaßnahmen haben dazu geführt, dass die Diepholzer Moorniederung als Trittsteinbiotop fester Bestandteil auf dem Zugweg der Kraniche geworden ist. Die weiten Moorflächen und deren Umgebung bieten den scheuen Zugvögeln beste Bedingungen für Rast und Nahrungsaufnahme auf ihrer langen Reise.

Mehr über die Biologie der Kraniche erfahren Sie hier: Biologie

Mit 5 besetzten Brutrevieren im Jahr 2001 zeichnete sich ein weiterer Erfolg des Moorschutzes ab, denn auch die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Brut wurden wesentlich verbessert. Für das Jahr 2006 konnten schon 15 Brutreviere nachgewiesen werden. Damit gehört die Diepholzer Moorniederung zu den westlichsten Brutarealen Europas.

Kraniche “live” zu sehen, ist immer wieder ein Erlebnis. Und für erfolgreiche Kranichbeobachtungen sind in der Diepholzer Moorniederung gute Voraussetzungen gegeben. Aber die Vögel sind Störungen gegenüber sehr empfindlich. Deswegen konnten an besonders attraktiven Stellen Beobachtungspunkte eingerichtet werden. Dort bestehen beste Möglichkeiten sich den Tieren zu nähern, ohne sie unnötig zu stören.

Kranichzug

Mit dem Frühjahrszug in die Brutgebiete und dem Herbstzug in die Überwinterungsgebiete hat sich der Kranich ganz Europa erschlossen. Zwischen Brutplatz und Überwinterungsgebiet liegen Entfernungen von mehr als tausend Kilometer bis zu 3000 Kilometer für Hin- und Rückweg sind dabei keine Seltenheit. Um diese enormen Distanzen zu meistern fliegen die Kraniche oft viele hundert Kilometer pro Tag.

Der Frühjahrszug der Kraniche geht zielgerichtet ohne lange Aufenthalte voran. Im Gegensatz dazu ist der Zug im Herbst durch längere Rasten unterbrochen. Ab Ende September finden sich die einheimischen Brutpaare mit ihrem Nachwuchs und auch die “Junggesellen” an so genannten Sammelplätzen ein. Bald kommen auch erste durchziehende Kraniche aus nordischen und nordöstlichen Brutgebieten, die in Deutschland rasten hinzu.

Die europäischen Graukraniche ziehen auf verschiedenen Routen in ihre Winterquartiere. Der baltische Zugweg führt Kraniche aus Finnland, dem Baltikum, Polen und Teilen Russlands über den Balkan nach Nordostafrika. Den westeuropäischen Zugweg nutzen im wesentlichen Kraniche aus Mitteleuropa und Skandinavien. Aber auch aus Kraniche aus den baltischen Staaten, aus Finnland und Weißrussland werden, nachgewiesen durch Ringablesungen, auf dieser Route beobachtet. Ihre Überwinterungsgebiete liegen heute in Spanien, Frankreich und nur noch selten in Nordafrika.

Mehr über die Brut & Rast in der Diepholzer Moorniederung und die aktuellen Kranichrastzahlen erfahren Sie hier: Brut & Rast

Trittsteinbiotope – Wichtige Stationen auf langer Reise

Um den anstrengenden Zugweg bewältigen zu können, benötigen die Vögel genügend Rast- und Ruheplätze. Diese liegen auf der Zugroute idealerweise in regelmäßigen Abständen und weisen ein ausreichendes Nahrungsangebot, gute Schlafplätze und geringe Störungen auf. Das Zentrum der Kranichrast bilden ein oder mehrere Schlafplätze. Sie befinden sich in Gewässern mit Flachwasserbereichen, in denen die Kraniche nachts stehend schlafen. Tagsüber suchen die Tiere auf nahe gelegenen Flächen im Kulturland nach Nahrung. Zu den wichtigen Rastplätzen für viele tausend Kraniche auf ihrem Zug gehört der Hornborgasee in Schweden – auch die zwischen Estland und Finnland gelegene Matsalu-Bucht wird stark frequentiert.

Der westeuropäische Zugweg führt die Vögel über den wohl traditionellsten Rastplatz in Deutschland. Er befindet sich an der Ostseeküste in der Rügen-Bock-Region. Mit Linum-Nauen liegt der größte binnenländische Rastplatz nordwestlich Berlins. Große Rastplätze sind auch von der unteren Oder, der Mecklenburgischen Seenplatte sowie aus der Oberlausitz bekannt. Weitere Rastplätze mit Ansammlungen von einigen hundert bis zu rund zweitausend Kranichen gibt es in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und in Hessen. Als ein weiterer bedeutender Rastplatz ist in den letzten Jahren die Diepholzer Moorniederung neu hinzugekommen. Auf dem Herbstzug rasten in der DHM bis zu 40.000 Kraniche gleichzeitig, bevor sie in Richtung Lac du Der-Chantecoq weiterfliegen.

Weitere Rastplätze sind der Lac du Der-Chantecoq im Nordosten und der Landes de Gascogne im Südwesten Frankreichs. In Spanien folgt die Laguna de Gallocanta, ein flacher Salzsee in der Hochebene Nordostspaniens bevor die Vögel die Hauptüberwinterungsregionen erreichen. Im südosteuropäischen Raum ist der Nationalpark Hortobágyi für Vögel auf dem baltischen Zugweg ein bedeutender Anlaufpunkt.

Westeuropäischer und baltischer Zugweg

Überwinterungsgebiete

Auf der westeuropäischen Zugroute überwintern heute etwa bis zu 70.000 Kraniche in Spanien und 30.000 in Frankreich. In Portugal und Nordwestafrika überwintern nur noch wenige Vögel. Interessant dabei: Noch vor ca 40 Jahren wurde Marokko als Haupt- Überwinterungsgebiet genannt. Änderungen in der Landnutzung durch verstärkten Mais- und Reisanbau, milde Winter und verbesserte Schutzbedingungen an den Rastplätzen führten zur Verlagerung der Überwinterung nach Norden. Inzwischen verbringen bis zu 10.000 Kraniche den Winter am Lac du Der-Chantecoq. Mehr als 20.000 bleiben in Südwestfrankreich. In der Laguna de Gallocanta, überwintern ungeführ 5.000 Vögel. In milden Wintern versuchen Kraniche zunehmend auch in Deutschland zu überwintern. Der Nordwesten mit der Diepholzer Moorniederung scheint dafür besonders geeignet zu sein.

Haupt-Überwinterungsregion mit etwa 50.000 Kranichen ist zur Zeit die Estremadura in Westspanien. Dort suchen die Vögel in den “Dehesas”(spanische Bezeichnung für beweidete Eichenhaine (Hutewälder)) nach den Eicheln der Stein- und Korkeichen. Traditionell werden diese Wälder nur extensiv genutzt. Mit nur etwa 50 Bäumen pro Hektar ähnelt die Landschaft einem lichten Park mit ausgedehnten Weiden. Den Winter verbringen Kraniche in kleinen Fressgemeinschaften mit wenigen Vögeln oder als Familienverband. Viele Kraniche nutzen auch die intensiven Mais- und Reisanbauflächen im Gebiet von Navalvillar de Pela zur Nahrungssuche.

Kranichpaar mit Jungvogel
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